Gertrud Woker war zweifelsohne eine Heldin des 20.Jahrhunderts, deren Leben noch viel zu wenig erzählt wurde. Geboren und gelebt in Bern von 1878 - 1968, hat sie Zeit ihres Lebens die wissenschaftliche Welt, wie auch die globale Frauen- und Friedensbewegung entscheidend mitgeprägt. Sie hat trotz widriger Umstände ihr ganzes Leben unermüdlich für eine friedliche Welt gekämpft. Dies in einer Zeit, die geprägt war von zwei Weltkriegen und massloser Aufrüstung, in der Frauen nicht als gleichwertige Menschen galten – schon gar nicht solche, die sich pointiert und sprachgewaltig gegen die Militarisierung aussprachen. Gleichzeit war sie aber auch eine brillante Wissenschaftlerin, deren Werk während ihrer Karriere viel zu wenig gewürdigt wurde, gemessen an seinem Wert für die heutige Biochemie. Ihre Publikationen waren zwar ungemein erfolgreich, wurden international viel geachtet, aber noch viel mehr kritisiert und desavouiert.
Der Künstler & Musiker Fabian Chiquet – er stammt selbst aus einer Wissenschaftler Familie – ist in einer Recherche für ein Theaterprojekt auf diese Ausnahmeerscheinung gestossen, und hat kurzerhand entschieden, ihr eine dokumentarische Videoinstallation zu widmen. In dieser versucht er ihr Leben anhand einer biografischen Erzählung, die mit Videobilder aus Found Footage, Orte des Geschehens und aktuellen Nachrichtenbilder gekreuzt wird, aufzuarbeiten. Musikalisch wird die Mehrkanal-Installation vom Romantic-Noise Duo Gisler & Moser live vertont.
Der Abend auf der Warmbächli Brache zeichnet Woker's Aufstieg zur ersten Dozentin für Chemie an einer deutschsprachigen Universität, bis zu ihrem vermeintlichen Verfolgungswahn und dem Tod in einer Schweizer Nervenheilanstalt. Sie hatte viele Feinde, vielleicht zu viele, trotzdem hat Woker unermüdlich für die Menschlichkeit gekämpft – in einer Zeit, in der sich die Welt in einer Giftgaswolke aufzulösen drohte. Sie konnte diese nicht verhindern, und vielleicht hat sie das den Verstand gekostet. Aber sie hat dagegen angekämpft, als es noch nicht zu spät war. Und genau deshalb ist sie für die heutige Zeit zentral. Sie war eine herausragenden Figur aus dem letzten Jahrhundert, und ihre Geschichte soll hier erzählt werden.